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Wie im Song der Beatles

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Eigentlich kommt die Krise in einem Rennen eher zu einem späten Zeitpunkt. Beim Berner Bärglaufcoup aber war ich bereits nach wenigen hundert Meter, beim steilen Anfangsanstieg auf den Gurten, über dem Limit. Hoher Puls, schneller Atem und auf beiden Seiten zogen Läuferinnen und Läufer in schnellem Tempo vorbei. Nicht das ich daran gedacht hätte, einfach aufzugeben. Nein, ich spielte auch mit dem Gedanken, mit jeglichen Wettkämpfen aufzuhören und das Laufen als solches zu beenden. Zuhause dann beim Blick auf die Tabelle noch die Ernüchterung über die Platzierung. Langsam wuchs die Einsicht, dass ich mich in einem starken Teilnehmerfeld befand und es nicht ideal ist, nach Trainings im Flachen über lange Distanzen an einem Rennen mit kurzen, steilen Etappen teilzunehmen. Und ich entschloss mich, die Sache gemächlicher anzugehen.
Während ich in den nächsten Tagen in der Rangliste, auf den Plätzen die niemanden interessieren, langsam aber kontinuierlich zurückfiel, verbesserte sich das Gefühl im Körper zusehends. Es fühlte sich an wie im Song «Getting better» der Beatles: «It's getting better. A little better all the time».  Auch die anderen Teilnehmer des LCA, Johanna, Alain und Olivier berichteten, dass es ihnen gut lief. Auf der Bütschelegg kam ich souverän ins Ziel, am Belpberg legte ich sogar ein veritabler Schlussspurt hin und auf den Bantiger konnte nach dem steilen Startstück ein gutes Tempo beibehalten, dabei hatte ich auch genügend Luft, dem fotografierenden Tinu zuzurufen.
An diesem Zuruf wird es nicht gelegen haben, dass nachts der Krampf in der linken Wade kam – zu wenig Magnesium, ungenügendes Auslaufen oder übermässige, ungewohnte Belastung des Muskels, was weiss ich. Im Halbschlaf lässt sich ein Krampf schlecht lösen, das Bein pochte weiter und ich fürchtete, dass der Krampf zurückkehrt. Es war keine erholsame Nacht. Im Film steckt der Held dies weg, wächst über sich hinaus und läuft zum Erfolg. Aber das Leben ist kein Film. Wie war es nun in der Realität? – Genau so. In der letzten Etappe auf den Ulmziberg ging es mit erstaunlich leichten Beinen zum besten Tagesresultat der Woche und im Gesamtklassement noch einige Plätze nach vorn. Nach der Schlussfeier, bei der Alain unter Applaus als Zweiter seiner Alterskategorie aufs Podest steigen durfte, ging ich zuhause quer über die Strasse in die Quartierbeiz auf ein Bier. Wenn ich den Song in der Jukebox gefunden hätte, hätte ich noch «Getting Better» gedrückt.
Link zum Beatles-Song: https://www.youtube.com/watch?v=QvMQWte5pik (Youtube)
(11. August 2017 / Text: N. Mäder; Bilder: mj)

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