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Ultra Tour Monte Rosa

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Als der Startschuss zur UTMR (Ultra Tour Monte Rosa) 2017 fiel, war für Luc und mich bereits klar, dass wir bei der Austragung 2018 mit von der Partie sein würden. Die Faszination dieses 4-Tages-Etappenrennens rund um das eindrückliche Monte Rosa Massiv liess und nicht mehr los. So reisten wir am Dienstag 4. September voll motiviert nach Grächen. An diesem Tag galt unsere «Sorge» noch dem Bestehen der Materialkontrolle, die wir dann mit Bravour erledigten.

 

Tag 1 Grächen – Zermatt

Früh um 6:00 Uhr wurden die Grächener an diesem Morgen unsanft aus ihrem Schlaf geschreckt. Der Startschuss hallte durchs Dorf und die Läufer setzten sich in Bewegung. Sterne funkelten am Himmel und es versprach ein prächtiger Tag zu werden. Ich fragte mich beim Verlassen von Grächen, in welcher Verfassung wir wohl in vier Tagen wieder hier eintreffen würden? Über schöne Singeltrails gings hinunter nach Herbriggen und weiter nach Randa. Dort erwartete uns die erste «Wand» hinauf zur Europahütte. Nach dem Kontrollposten passierten wir die imposante Karl Kuonen Hängebrücke und erreichten auf dem hoch über dem Tal verlaufenden, abwechslung- und aussichtsreichen, (Blick auf Weiss-, Zinalrothorn und Matterhorn), Europaweg Zermatt. Immer und überall tauchte unser Privatfotograf Tinu auf…es bleibt bis heute ein Geheimnis, wo er zu später Stunde am Vorabend in Grächen noch eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden hatte! Für Luc und mich lief Tag 1 perfekt. Wir hatten den Eindruck nicht am Limit gelaufen zu sein und noch über genügend Reserven für die drei folgenden Tage zu verfügen. So genossen wir den freien Nachmittag im schönen Zermatt.

 

 

 

 

 

 


Tag 2 Zermatt – Gressoney

4:15 Uhr…der Wecker holte uns schonungslos aus dem Tiefschlaf. Bereits auf der Bettkannte, beim Verlassen des Bettes machten sich einige Verspannungen des Vortages bemerkbar. Ich schaltete mein Hirn auf: ignorieren, aufstehen, bereitmachen! Bei wiederum bestem Wetter trafen wir kurz vor 6:00 Uhr auf unsere Kollegen im Startbereich. Noch war es dunkel. Nach dem obligatorischen «Briefing» wurden wir auf die «Reise» geschickt. Während wohl die asiatischen, arabischen und sämtliche anderen Touristen in Zermatt noch im Land der Träume waren verliessen wir auf leisen Sohlen die Metropole. Heute gings gleich zur Sache und es galt als Erstes via Fuhri, Trockener Steg, Gandegghütte, Theodulgletscher den auf 3400 m.ü.M. gelegenen Theodulpass zu überwinden. Während Luc diese Rampe locker bewältigte, kämpfte ich anfangs mit Übelkeit, fand dann aber mehr und mehr den Tritt. Fotograf Tinu seinerseits gab einfach Alles für ein gutes Bild von uns. Er keuchte buchstäblich bis auf die Passhöhe zuerst vor, neben, und hinter Luc später mir her. Auf dem Pass verliess er uns und ging via Zermatt nach Hause…und wir verliessen die Schweiz und gingen nach Italien. Unsere Route führte uns durchs arg strapazierte Gelände des Skigebietes von Cervinia. Immer den orangen Wegmarkierungen folgend überquerten wir einen kleinen Pass und da hatten wir sie wieder, die wilden, unberührten, eindrücklichen Südtäler! Während ich durch die prächtige Bergwelt Richtung Colle Rothorn unterwegs war, wurde mir wieder einmal klar, warum ich dies Art von Laufen so gerne mache. Luc erreichte Gressoney noch trockenen Fusses, mich dagegen holte der Regen eine halbe Stunde vor dem Ziel ein. Doch dank des Glückgefühls bim Zieleinlauf bemerkte ich gar nicht wie durchnässt ich eigentlich war. Draussen regnete es noch bis in die Nacht hinein. Uns erwartete an der Wärme noch ein feines Nachtessen, ganz nach italienischer Art…schade nur, an diesem Abend fehlte sowohl Luc wie auch mir gänzlich der Appetit.
 

Tag 3 Gressoney - Macugnaga

Heute erwartete uns die Königsetappe ganz auf italienischem Boden. Das Profil einfach: rauf, runter, rauf, runter. 45km und rund 3200 Höhenmeter wurden uns versprochen. Pünktlich um 06.00 Uhr wurden wir auf die Strecke geschickt. Nach rund zwei Stunden erreichte ich zusammen mit Mario und Frank, dicht gefolgt von Barbara, den Passo dei Salati. Oben angelangt schien uns die Sonne ins Gesicht. Ein schöner Moment. So schön es auch war, fand ich noch nicht richtig in die Etappe. Im Aufstieg hatte ich mühe mit der Atmung und als im Abstieg nach Alagna auch noch Magenprobleme dazu kamen, war meine Stimmung zu rennhälfte auf dem Nullpunkt. Im Aufstieg zum Passo Thurlo waren dann aber alle Probleme wie weggeblasen. Der perfekt angelegte Säumerpfad ermöglichte es mir ordentlich Gas zu geben. Läufer um Läufer konnte ich hinter mir lassen. Davon und von der wunderschönen, wilden und einsamen Landschaft beflügelt stürzte ich mich in den letzten 1500m Downhill nach Macugnaga. Nach 43km erreichten wir Läufer den letzten Verpflegungsposten, Macugnaga aber noch lange nicht in Sicht. Bereits auf den unangekündigten Extrakilometer begann es nachmals zu steigen und die Etappe wurde zum Schluss richtig hart. Umso schöner aber war der Zieleinlauf in Macugnaga nach rund 50 Kilometer. Die heutige Etappe war für mich das Highlight vom UTMR. Eindrückliche und einsame Landschaften, technische und flowige Trailpassagen, mentale Up’s und Down’s und zum Schluss ein versöhnliches Ende.

 

Tag 4 Macugnaga - Grächen

Nun war sie also gekommen, die letzte Etappe. Über den Monte Moro Pass ging es zurück in die Schweiz, anschließend via Stausee Mattmark und Saas-Fee nach Grächen, wo wir vor drei Tagen gestartet sind. Die Schlussetappe begann mit dem steilen Aufstieg auf den Monte Moro Pass. 6.8km und 1600 Höhenmeter später stehen wir auf der Passhöhe. Ein weiteres mal genieße ich die Morgenstimmung in den Bergen. Ziemlich weglos geht es über grosse Felsbrocken, welche vom Reif unglaublich rutschig waren, runter zum Stausee. Der Weg nach Saas-Fee ist kurzweilig. In Saas-Fee verpflege ich mich ein letztes Mal vor dem Höhenweg nach Grächen. Vielfach davor gewarnt diesen Abschnitt nicht zu unterschätzen, war mein Respekt dementsprechend gross. Dies zurecht. Die Strecke zur Hannigalp ist technisch, ausgesetzt, teils steinschlägig und einfach unglaublich lang. Irgendwann sah ich von weitem einen Fotografen auf der Strecke. Beim näherkommen entpuppte sich dieser als Georges! Eine Kurve später war auch Eli zu sehen. Was für eine tolle Überraschung! Angespornt nochmals Gas zugeben, war der Weg nach Grächen nicht mehr weit. Im Ziel traf ich nochmals alle Läufer, welche in den letzten Tagen um mich herum unterwegs waren. Erlebnisse und Eindrücke werden geteilt. Ein ganz grosses Bravo gilt an dieser Stelle Barbara, welche diese Etappe trotz entzündetem Schienbein bewältigte und sich den Altersklassensieg sicherte! Eine inspirierende Leistung! Gemeinsam mit Fribis und Tinu haben wir den Event bei Fondue und Siegerehrung ausklingen lassen.
(5.-.8. September 2018 / Text: B. Pulver, L. Arnold; Bilder: mj, alphapoto)

 
 

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