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Swissirontrail T88

Archiv 2019 »

 

Pünktlich um 04.40 Uhr steige ich warm eingepackt in den Extrazug Richtung St. Moritz ein. Ich amüsierte mich köstlich ab all den verwegenen Läuferinnen und Läufer. Die einen schliefen, die anderen assen und die meisten erzählten lauthals von ihren bereits gemachten Erfahrungen und Eindrücken an all den Läufen....war einfach echt amüsant....
Dann um 06.00 Uhr der Startschuss. Es wurde gerade eben richtig hell, über dem See schwebten die letzten tiefen Wolken und wir starteten in den ruhigen Morgen via St. Moritzersee, durch den Statzerwald in Richtung Pontresina. Kurz nach Pontresina dann der erste richtige Anstieg auf den Muottas Muragl, doch oben angekommen waren all die Strapazen schon Vergangenheit, die Morgenstimmung, die Weitsicht, einfach nur grandios. In einem ganzen Zug Läufer sauste ich den zackigen Bergweg runter Richtung Samedan. Mit Stöcken bewaffnet durchquerte ich mutig mit zwei anderen Läufern eine Weide mit schwarzen, jungen, ganz übermütigen Stieren und dann weiter durch die Ebene. Es folgte eine Strecke durch die Mehrzweckhalle Samedan, durch eine Ferienhaussiedlung und dann zweigte es schon wieder ab in die Stille des Val Bever. Was mir noch vor einer Woche zusammen mit meiner Familie beim „Reko“ als unmenschlich erschien, war plötzlich machbar, mitten im Val Bever zweigte die Laufstrecke steil ansteigend ab bis auf die Crap Alv. Die Sonne wärmte noch angenehm, das änderte aber angekommen im Albulatal rasant. Der soeben noch blaue Himmel im Engadin verwandelte sich in grau und bis ich am wunderschönen, weltbekannten und kalenderwürdigen Palpugnasee ankam, goss es bereits wie aus Kübeln. Die schmalen Wanderwege verwandelten sich im Nu in braune, rutschige Bäche. Doch ich hatte keine Zeit mich zu grämen, mein Etappenziel stand fest. Halbe Strecke in Naz und mein Fanclub in Bergün.

Gestärkt mit aufmunternden Worten, Gel, Tee und den Worten des Speakers nahm ich bereits den nächsten Anstieg in Angriff. Auf halber Strecke bis Darlux überholte ich die 4. Frau und rannte frohen Mutes auf und ab in Richtung Alp Chants zur nächsten Verpflegung. Diese Bergwege gefielen offensichtlich nicht nur uns LäuferInnen, nein auch den Kühen und nicht einer, nein der ganzen Herde. Den die standen alle mitten auf dem Weg.
Hinten im Tal angekommen, traute ich eigentlich meinen Gedanken kaum, das war schon der zweitletzte so richtige Anstieg in Richtung Keschhütte. Mein einziger Gedanke, Bouillon!!! Und Luc, der oben auf mich wartete und mich von da an den Rest der Strecke begleitete. Voller Elan, überschwappender Freude und positiver Stimmung gings dann auf die altbekannte Strecke des K78 in Richtung Sertigpass. Blockfelsen, Schnee und Eiswasser, spätestens hier war für alle klar, das Bündnerland ist einzigartig schön.
Wie könnte es auch anders sein, nun wars für mich nach dem genialen Abstieg noch eine harte Kopfsache. Es hiess, Beine und Füsse unter Kontrolle zu halten und die letzten Kilometer, nur noch ein GP, unfallfrei und rennend hinter mich zu bringen.
YEAHHHHHH, als dritte Frau und top 20 der Männer überquerte ich schwebend die Ziellinie. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl breitete sich aus......
Merci allen für die tolle Unterstützung, es war grandios!!!!!!
(27. Juli 2019 / Text: M. Okle; Bilder: L. Arnold)

 

 

 

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