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Brienzerseelauf - Never change a winning Team

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Spätestens bei der zweiten Bauchzwergine waren auch die letzten paar Laufschuhe weit unter das Möbeli gewandert und fast nichts mehr erinnerte an die einstigen Ambitionen. Ich erwischte mich mit Gedanken, wie «eigentlich geht’s ja auch ohne joggen». 

Als das Mail von Bernard mit dem Betreff Brienzerseelauf 2022 eintrudelte, juckte es mich aber doch ein bisschen. Und das uns allen bekannte Mönsterli lässt sich mit einem klaren Ziel vor Augen doch noch etwas einfacher überwinden. 

Zu kalt, zu heiss, zu früh, zu spät, zu wenig Schlaf - diese Ausreden galten ab sofort nicht mehr, mich vor dem Joggen zu drücken. 

Denn welcher Anlass eignet sich nach so langer Abstinenz besser, wieder ins Wettkampfgeschehen einzusteigen, als der fröhliche Vereinsausflug an den Brienzersee? Ich habe so viele schöne Erinnerungen an die letzten Jahre, als Marianne, Barbara und ich ein (fast) unschlagbares Team bildeten, die lustigen Schwätze in den Wechselzonen, die aufmunternden Worte der mitgereisten LCA-Supportern usw. Und als Barbara sich anerbot, mit mir eine 2er-Staffel zu bilden, gab es kein Zurück mehr! 

Auch in diesem Jahr wartete der traditionsreiche Langstreckenlauf wieder mit einigen Neuerungen. Aufgrund der Baustelle auf der A8 wurde den Organisatoren keine Bewilligung für dir Seeumrundung zugesprochen. Statt der ursprünglichen 35 km, wurde über die Halbmarathon-Distanz gestartet. Der Start erfolgte in Brienz, die Wechselzone der 2er Staffeln befand sich im malerischen Iseltwald. Die Läufer wurden mit dem Schiff an den Start transportiert. Wir sassen also wahrlich alle im selben Boot. Während das Schiff stoisch über den glatten See tuckerte, blieb noch ausführlich Zeit, die letzten Wochen und Jahre Revue passieren zu lassen, die letzte Banane zu verdrücken und das x-te Angstbisi zu machen. 

Es blieb aber auch genügend Zeit, um zu merken, wo es einen überall zwickte und darüber zu sinnieren, ob dieser Start nicht zu früh kommt und warum man sich das eigentlich immer wieder antut? Ja, jetzt machte sich trotz der lockeren Atmosphäre doch noch eine gewisse Nervosität breit. Zum Glück nahm das Schiff unbeirrt Kurs auf Iseltwald auf und nachdem wir von Bord gingen, passierten auch schon die ersten Läufer die Wechselzone. Ein kurzes Einlaufen, ein letzter Schuhbändel-Check und schon tauchte am Waldrand die gut gelaunte Barbara auf. Beim Chip-Wechselmanöver zeigte sich, dass wir etwas ausser Übung waren, aber ansonsten waren wir, wie die Jahre zuvor, ein super eingespieltes Team. 

Die Beine fühlten sich erstaunlich gut an und bei dieser traumhaften Aussicht auf den See und den Brienzergrat lief es sich fast von alleine. Nie hätte ich mir erträumt, dass eine solch coupierte Strecke mir so gelegen kommt – es war einfach nur schön. Die Quittung folgte dann auf den letzten drei flachen Kilometern. Jetzt zeigte sich, wie kräftezehrend die vorherigen Auf- und Abstiege waren. Nun galt es keine negativen Gedanken aufkommen zu lassen, sondern fokussiert zu bleiben. Kurz vor dem Ziel wartete nicht nur meine Familie auf mich, sondern auch die strahlende Barbara. Im Ziel wurden wir von unseren Kolleginnen und Kollegen freudig erwartet und gefeiert. Und wir kamen bis zum Schluss gar nicht mehr aus dem Feiern heraus – vier Staffeln haben und eine Einzelläuferin haben es aufs Podest geschafft. Ich ziehe den Hut vor euren Leistungen und bin stolz, (wieder) ein Teil dieses Teams zu sein. 

Herzlichen Dank an alle, die auch in diesem Jahr wieder dazu beigetragen haben, dass der Ausflug an den Brienzersee zu einem vollen Erfolg wurde! 

(16 . Oktober  2022 / Text: N. Federspiel; Bilder: mj)

 

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