100 km Biel |
...Anstatt dem Businesslunch im Schulzimmer,
fahre ich am Mittag nach Hause und geniesse einen Teller Spaghetti...
...Anstatt für die Basisstufe vorzubereiten,
liege ich des Nachmittags für einen Moment ins Bett und später aufs Sofa...
...Anstatt mit der Familie den Freitagabend zu verbringen,
setzen wir uns ins Auto und fahren nach Biel...
...Nein, nicht im Sommerröckli und den eleganten Schuhen...
...In voller «Trainingsmontur» und grosser Vorfreude auf die 100 km durch die Nacht. Neu ist der Start nicht mehr in der Innenstadt von Biel, sondern in der grosszügigen Tissotarena etwas Ausserhalb. Pünktlich um 22 Uhr erfolgt der Startschuss für alle 100km Läufer*innen. Nur gerade 30 Minuten später stehen dann Chrigu Meyer, Oli Schild und ich vorne an der Startlinie und freuen uns auf die nächtliche Laufstrecke. Während Chrigu und Oli die Startläufer unserer beiden LCA Staffeln bilden, nehme ich 56 km in Angriff und renne an beiden Wechselzonen unterwegs vorbei. Gefühlte paar Kilometer nach dem Startschuss beginnt das Überholrennen, was die Motivation und Freude in die Höhe schnellen lässt. Von hinten rolle ich das Feld auf und schlängle mich durch die 100 km Läufer*innen. Trotz des wunderbar hell scheinenden Mondes bin ich unheimlich froh um meine helle Stirnlampe. Auf gewissen Abschnitten sind die Markierungen oft erst etwas spät oder knapp zu sehen. Mehr als einmal renne ich alleine auf weiter Flur und bin mir nicht mehr so sicher, noch auf der richtigen Strecke zu sein. Um so erlösender ist dann, wenn vorne am Horizont wieder ein Licht auftaucht. Immer wieder ists berührend, was so eine Startnummer am Bauch bewirken kann. Die Leute am Strassenrand feuern mit dem Vornamen an. An dieser Stelle auch ein MERCI an die LCA Staffelläufer, welche mich bei den Wechselzonen immer wieder anfeuern. Und dann 54, 55, 56 Kilometer, aber weit und breit noch keine Wechselzone in Kirchberg in Sicht. Zum Einen habe ich vergessen, dass es nach der kleinen Brücke noch der Emme entlang geht und zum Anderen verliess ich mich in dem Moment gerade etwas zu fest auf meine liebe GPS-Uhr. Die Nummer und das Elasticband bereits seit KM 55 in der Hand, übergebe ich sie nach genau 4 Stunden und 29 Sekunden Mätthu Burkhalter, welcher mit voll Schuss in der Dunkelheit der Nacht verschwindet.......
Kurzer Abklatsch, mit den «machs gut» und «Heya» Rufen in den Ohren, verschwand ich mit voll Schuss in der Dunkelheit. Doch von Anfang an: Auch für mich ungewohnt geht es abends, zwar noch im Tenue légère, jedoch ungewohnt spät nach Biel. Die Stimmung, die Gespräche etc. halten mich fit und motiviert (und natürlich auch wach). Nach den besagten Starts um 22:30 Uhr und dem Start des Habmarathons um 22:45 Uhr versuchte ich noch ein wenig auszuruhen und zu schlafen, diesnklappte eigentlich ganz gut. Mein Langstreckenfrühstück nahm ich um 23:45 Uhr ein, äusserst ungewohnt. Anschliessend ging ich zum Ziel, um den Halbmarathonis Roger und Marc zu fanen. Im Anschluss brechen wir nach Kirchberg auf. Gut unterhaltend, ist dies kurzweilig und entspannend. Es geht nicht mehr lange – nun hiess es Umziehen, Körper und Geist aktivieren. In der Wechselzone stehend, wartend, stieg die Vorfreude. Führendes Partnerlauf Team trifft ein; Marianne kann nicht mehr weit sein….die bereits beschriebene Übergabe und los geht’s. Nach ca. 10 Minuten im 2. Teil des Rennens, übernahm unser Team die Führung! Aber kann ich die Führung bis ins Ziel wohl verteidigen? Meine Strecke verlief von Kirchberg nach Biel, 44 Kilometer pures Laufvergnügen. Mal mehr Abenteuer Charakter, mal bisschen Stimmung in Dörfern – schöne und abwechslungsreiche Strecke. Entlang der Emme, dem Biberntal hinauf folgend – hinauf und rüber nach Arch, weiter der Aare entlang nach Büren und von dort zieht einem das ca. 10 km entfernte Ziel magisch an, weiter geht’s. Vor Büren erschrak und staunte ich nicht schlecht! Etwa zwei Meter vor mir spaziert ein Biber über den Wegund verschwindet in der Aare! Wahnsinn!! Ich habe noch nie einen Biber in freier Wildbahn gesehen. Einfach absolut Faszinierend! Ich bin vor allem erstaunt, wie gross das Tier ist. Kurz vor der 40 Kilometer Marke kam dann der Dämpfer, nicht der Hammermann, sondern das Wissen, dass ich einem Läufer und einer Läuferin 500 m in die falsche Richtung gefolgt bin. Intuitiv wäre auch ich an der Verzweigung links abgebogen, statt richtigerweise, rechts. Nur nicht die Contenance verlieren! Kurz fluchen und weiter geht’s nach dem Zusatzkilometer in Richtung Biel. Die Beschilderungen kommen nun regelmässiger, 97 – 98 – 99 wird langsam zäh. Juhuu, die Arena ist in Sicht, Marianne ist in Sicht; die wenigen Meter der Zielgerade liefen wir ziemlich flott gemeinsam. Die Hände in die Luft hebend und geniessend ,überquerten wir den Zielbogen, wooow. Und nun die brennend wichtige Frage an Marianne: «Haben wir gewonnen?», «ja haben wir!» Ein bisschen Posieren und smilen! Wir waren so happy! So geht unser Partnerlauf ,«LCA by night», erfolgreich zu Ende.
Merci viel mal Marianne. Merci viel mal Roger. Merci euch allen Supportern.
(20. Juni 2022 / Text: M. Okle und M. Burkhalter, Bilder.: mj)
Die Nacht der Nächte steht auf dem Programm. Die Stimmung passt vollends, es ist sternenklar und der Mond leuchtet hell. Die Temperatur ist perfekt für das Laufen und es ist praktisch windstill. Es kann also losgehen! Die Übergaben sind minutiös durchgeplant (Merci Tinu), so dass jeder genau Bescheid weiss. Oli macht um 22.30 Uhr den Anfang und kann die tolle Ausgangsstimmung in der Stadt Biel geniessen. Die Strecke führt dieses Jahr aufgrund einem Terminkonflikt mit Stars of Sounds Aarberg (ganzes Stedtli gesperrt) nicht über Aarberg. Für mich als Aarberger kaum vorstellbar, die Holzbrücke gehört einfach dazu. Wahrscheinlich wird das auch die nächsten Jahre so bleiben, weil einerseits der Stedtliplatz saniert wird und anderseits eine erneute Streckenvermessung wohl für den Veranstalter zu aufwändig ist. So ist die Übergabe in Lyss für Oli Neuland und prompt verliert er ein paar Sekunden, weil der Läufer vor ihm falsch abbiegt. Dennoch kommt er vor dem Zeitplan um 23.53 (km 21.5) zufrieden als Drittplatzierter in Lyss an und übergibt an mich. Am Anfang habe ich aufgrund der kupierten Strecke mühe den Rhythmus zu finden und laufe ein wenig zu schnell an. Nach ca. 4 km fragt mich das Begleitvelo ob ich die Stafette laufe, er werde mich nämlich begleiten. Ich antworte ihm, dass wir auf dem 3. Platz liegen und er weiter nach vorne fahren müsse. Er reagiert jedoch nicht auf meine Antwort und bleibt dann einfach die ganze Zeit bei mir, was mich am Anfang ein wenig irritiert. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich die Staffel-Läufer bereits nach wenigen Kilometern im Anstieg nach Ammerzwil überholt hatte. Eine Unterscheidung zu einem Einzelläufer ist schwierig, deshalb war mir das gar nicht bewusst. In Balm überhole ich die Spitze der Frauen und etwas vor dem Zeitplan übergebe ich als erstes Stafettenteam um 0:55 (km 38) in Oberamsern an Alain. Da wir noch Dani abholen müssen, bleibt uns nicht viel Zeit und via Fraubrunnen geht es weiter nach Kirchberg. Alain muss auf dem letzten Kilometer noch beissen, weil die Strecke ein km länger ist als gemäss Streckenplan angegeben wird. Bereits einige Minuten vor dem Zeitplan um 02:05 (km 57) übergibt er an Dani. Dani startet furios und überholt bereits nach wenigen Metern die Männerpitze. In Kirchberg bleibt uns mehr Zeit und so geniessen wir eine wohltuende Dusche. Ob es reichen wird, das starke Stafettenteam gemischt (gestiefelte Muskelkater) mit den Spitzenläufern Marcel Berni undAdrian Lehmann (Schlussläufer) zu schlagen? Laut unseren Hochrechnungen könnte es reichen. Weiter geht es nach Bibern und schon von weitem sehen wir in der Ferne ein hüpfendes Licht. Es ist Thomas unser Schlussläufer beim Einlaufen, welcher mit dem Camper direkt nach Bibern gefahren ist und schon ein wenig vorgeschlafen hat. Kaum ist die Strecke abgesichert, erscheint um 03:20 (km 77.5) Dani mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht. Seine Harmstrings haben am schnellen Tempo keine Freude, dennoch klappt auch hier die Übergabe an Thomas fehlerfrei. In Büren im IL Grano geniessen wir die legendäre Rösti und feuern Thomas an. Am Streckenrand sind wir fast alleine. Die Morgenstimmung ist jedoch fantastisch, die Silhouette der Jurakette im Hintergrund ist in der Morgendämmerung einfach mystisch. Damit wir noch rechtzeitig zur Tissot Arena kommen, müssen wir nun in Büren weiter über die Holzbrücke. Die Brücke ist jedoch für den Autoverkehr bereits gesperrt und zum Glück können wir den Streckenposten für ein Passieren überzeugen, damit wir Thomas in Biel empfangen können. Es ist vollbracht, um 04:47 erreicht Thomas glücklich die Tissot Arena und gemeinsam laufen wir die letzten Meter über die Ziellinie. Wir haben alle ein Lächeln im Gesicht und sind sehr stolz über die perfekte Teamleistung. Dem berechneten Zeitplan sind wir weit voraus und dem zweitplatzierten Team nehmen wir über 15 Minuten ab. Die 100km legen wir in 06:17.21 Stunden zurück, das ergibt einen Schnitt von 3:46 Minuten pro Kilometer oder auf den Halbmarathon umgerechnet unter 1:20 Stunden. Unmenschlich tönt jedoch, dass der Weltrekord bei den Einzelläufern bei 06:05.41 liegt mit einem Schnitt von 3:38 Minuten pro Kilometer! Da für die Stafette keine Rangverkündigung stattfindet, kommen wir früher als gedacht zum wohlverdienten Schlaf und so verabschieden wir uns um 06 Uhr.
Äs het eifach gfägt und merci a au aune, wo das müglech gmacht hei!
(20. Juni 2022 / Text: C. Fischer, Bilder.: mj)
Auch das Team Christian Meyer, Erhard Bürgi, Niklaus Mäder, Kaspar Gerber und Hans Buser nahm gemeinsam die 100km in Angriff. Gemeinsam liefen wir durch die sommerliche Nacht und genossen den Anlass. Tinu begleitete uns mit seinem Auto, vielen Dank. Vielen Dank auch an Hans welcher kurzfristiig den letzten Streckenabschnitt übernahm.
(20. Juni 2022 / Text: K. Gerber, Bilder.: mj)
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